No. 19

„Ha!“, wird sich jetzt der eine oder andere Kritiker vielleicht denken, „Man muss sich also Shiatsu schöntrinken!“ Mitnichten, lieber kritischer Geist, mitnichten!

Viel Alkohol hilft nicht bei Shiatsu, sondern Shiatsu bei zu viel Alkohol!

Hat man allerdings das Bedürfnis, im Bett und in Reichweite eines Kübels zu bleiben bis sich die Welt nicht mehr dreht oder der Schlagzeuger unter der Schädeldecke Feierabend macht, dann sollte man das bittschön tun. Dann will der Körper nur entgiften und es ist besser, ihm Ruhe zu geben und keine weiteren Impulse – sei es in Form von Nahrung oder auch Shiatsu – die er in diesem Zustand sowieso nicht aufnehmen kann.

Aber bei leichtem Unwohlsein und/oder Kopfschmerzen kann auch Shiatsu Abhilfe schaffen.

Nicht nur, dass es – schulmedizinisch betrachtet – den Lymphfluss anregt, sodass Abfallprodukte im Körper – und Alkohol ist Abfall, sorry – rascher entsorgt werden können, es reguliert auch die Organenergien, und diese sind nach einer durchfeierten Nacht ziemlich durcheinander.

Die einzige, die sich freut, ist vermutlich die Leber. Nicht im westlichen Sinne natürlich, denn da ist sie ja der Supervisor, der alles was konsumiert wurde, begutachten muss. Nein, im chinesischen Sinn steht sie für Entwicklung und Kreativität, Wachstum und Intuition und hasst nichts mehr als Reglementierung und Kontrolle. Ihr ab und zu und überschaubar ihre Freiheit zu lassen und genussvoll über die Stränge zu schlagen, ist also ein richtiges Fest für die Leber – ohne einen Anflug von Zynismus gesprochen.

Wer unter einem Party-Exzess jedoch leidet, sind Magen und Milz. Der Magen dreht seine Fließrichtung um, und nachdem diese „abwärts“ ist, ist „aufwärts“ dementsprechend die Situation., in der man sich den oben erwähnten Kübel in Reichweite wünscht. Die Milz ist in der chinesischen Medizin verantwortlich für Umwandlung von Feuchtigkeit im Körper. Feuchtigkeit, die mittels Nahrung aufgenommen wurde. Und zu den Feuchtigkeitsbildnern gehört nunmal Alkohol, und die Folge von zu viel Feuchtigkeit ist „ein benebelter Kopf“. Auch wenn die westliche Medizin es naturwissenschaftlich sieht, trifft die Beschreibung in der Umgangssprache haargenau dieses Milz-Symptom bzw. Kater-Symptom. Apropos, ich erinnere mich noch an meine Überraschung als eine meiner Lehrerinnen uns erklärte: „Das ist der Kater-Punkt“. Damit zeigte sie uns einen Punkt auf dem Magen-Meridian, der hilft, Feuchtigkeit im Körper umzuwandeln. Mittlerweile bin ich nicht mehr verblüfft, sondern nutze ihn gern, wenn jemand zu mir kommt, der entschuldigend sagt: „Sie werden es merken, ich habe gestern leider etwas zu viel getrunken.“ Dann grinse ich und antworte: „Macht gar nix, dagegen habe ich was.“ Und zur Verblüffung wiederum meines Klienten widme ich mich dann seinem Kater-Punkt (Ma40, wen es interessiert *g*) am besten in Kombination mit Ma42, dem Öffnungspunkt des Magens. Das wirkt wie Fensteröffnen und Lüften (im Meridian) – und genau das macht man ja auch nach jeder Party.

 

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