Duftende Superhelden / 1. Teil

Wer in meine Praxis kommt, wird feststellen, dass ich die meiste Zeit des Jahres die Raumluft mit ätherischen Ölen bedufte. Was angenehm riecht, hat verschiedene Nebeneffekte. Ich setze ätherische Öle ein, um meine KlientInnen und mich

  • zu entspannen
  • zu beleben oder
  • die Raumluft (besonders in Grippezeiten) zu desinfizieren.

 

Zum Verständnis: Ätherische Öle, sind die hochkonzentrierten Duftöle, die aus Blüten, Schalen, Zweigen, Rinde, Wurzeln von Pflanzen durch Destillation oder Pressung (z.B. Zitrusöle) gewonnen werden und die zum Heilen, Aromatisieren, Beduften … verwendet werden.
Fette Öle sind Pflanzenöle, die nur durch Pressung von Früchten, Samen, Kernen gewonnen werden und zur Pflege bzw. als Trägeröl für ein ätherisches Öl (z.B. für eine Einreibung) verwendet werden.

Stärker als Antibiotika?

Während meiner Ausbildung zur Aromapraktikerin habe ich staunend lernen dürfen, dass ätherische Öle antibakteriell, antiviral, antimykotisch (d.h. gegen Pilze) wirken und es sogar mit multiresistenten Keimen aufnehmen können, gegen die Antibiotika machtlos sind.

Der Grund besteht darin, dass ein natürliches Pflanzenöl ein Vielstoffgemisch ist (das hochkomplexe Rosenöl besteht aus bis zu 400 verschiedenen Inhaltsstoffen), und jede Destillation von – sagen wir Lavendelöl – unterscheidet sich von einer anderen Destillation Lavendelöl, weil deren Pflanzen andere Bodenzusammensetzung, Lichtverhältnisse, Niederschlag etc. hatten. So wie bei Wein, wo ein Zweigelt aus dem Mittleburgenland auch anders schmeckt als ein Zweigelt aus der Südsteiermark.

Antibiotika dagegen sind Monosubstanzen, die aus einem Inhaltsstoff bestehen, der immer unter denselben Bedingungen hergestellt wird. Bakterien können diese Inhaltsstoffe also viel leichter entschlüsseln und dagegen resistent werden.

Daher auch lieber Finger weg von sogenanntem „ätherischen Öl in standardisierter Qualität“ – dieses wird so hergestellt oder angereichert, dass es standardisierten Vorgaben entspricht. Was nicht heißt, dass es per se schlecht ist, sondern nur, dass natürliche ätherische Öle in geprüfter Qualität komplexere Zusammensetzungen haben, die m.M. nach ein besseres Wirkspektrum besitzen.

Antivirale Wirkung

Um zu Thema Corona zurückzukommen. Wie schon erwähnt wirken bestimmte ätherische Öle antiviral. Man nimmt an, dass sie sich an die Oberfläche der Zellen anheften und deren Rezeptoren blockieren, sodass Viren nicht mehr andocken und eindringen können.

Je nach Zusammensetzung gibt es Öle, die stärkere oder schwächere antivirale Wirkung besitzen. Studien haben gezeigt, dass vor allem Öle der Melaleuca-Familie (zu Deutsch Myrtenheiden, die Pflanzengruppe mit Teebaum & Co.) und solche mit einem hohen Prozentsatz von 1,8-Cineol (ein Monoterpenoxid, das früher als Eukalyptol bezeichnet wurde, da es den typischen eukalyptusartigen Geruch verursacht) keimtötend wirken. Auch in Bezug auf Corona Viren gibt es bereits die ersten Untersuchungen, die gute Ergebnisse zeigen. So gut 1,8-Cineol gegen Keime wirkt, so problematisch ist es für Babys und Kleinkinder, da es einen Glottskrampf auslösen und zum Ersticken führen kann.

Porträts und Empfehlungen

Im Folgenden stelle ich Ihnen einige ätherische Öle vor, die besonders gut gegen Keime wirken und sich daher für den Einsatz in der Duftlampe eignen.
Manche von ihnen haben unterschiedliche Handelsnamen, weshalb ich auch den lateinischen Namen anführe. Dieser ist für Sie auch wichtig, um zweifelfrei das richtige Öl beim Kauf zu erwischen. Es gibt z.B. verschiedene Arten von Thymian, Eukalyptus oder Lavendel, die sich in ihren Zusammensetzungen und Wirkungsweisen unterscheiden.

 

Die wichtigsten 1,8-Cineol-Öle

 

Ravintsara, Kampferlorbeer / Cinnamomum camphora
Kampfer (Destillat aus der Rinde) ist hierzulande schon länger als sog. „Riechsalz“ bekannt oder auch als Inhaltsstoff von Hustenmitteln. Ravintsara wird dagegen aus den Blättern destilliert, und erinnert im Geruch zwar an Kampfer erinnert, ist aber nicht so scharf. Dafür wirkt es sehr stark antiviral z.B. auch bei Herpes Zoster (Gürtelrose), Herpes Simplex Fieberblasen) oder Pfeifferschem Drüsenfieber (Epstein Bar Virus). Forscher haben nachgewiesen, dass es Keimbelastung in der Raumluft signifikant verringern und dadurch Krankenhausinfektionen vorbeugen kann. Nicht für Babys und Kleinkinder geeignet!

Teebaum / Melaleuca alternifolia 
Teebaumöl kommt aus Australien und hat dort in etwa den Stellenwert, den Lavendelöl bei uns besitzt: ein Alleskönner für viele Lebenslagen. Hierzulande ist es (auch weil es am besten untersucht wurde) vermutlich das bekannteste aus der Melaleuca-Familie, dabei ist es jedoch nicht das Wirkungsvollste. Neben einer breiten Wirkung auf Bakterien, Viren und Pilze wirkt es auch gut insektenabwehrend oder als Erste Hilfe bei Mückenstichen. Achtung: es oxidiert rasch und wirkt dann hautreizend, daher sollte man es (so wie Öle generell) in Braunglasflaschen, luftdicht verschlossen aufbewahren und auf seine Frische achten. Vorsicht bei Babys und Kleinkindern!

Niaouli / Melaleuca viridiflora 
Wirkt besonders gut schützend und regenerierend auf Haut und Schleimhaut, insbesondere im Bronchialbereich (Quelle: Wabner, Aromatherapie, 2012) und Bakterien im Atemwegstrakt. Anwendung: Duftlampe, (Trockene) Inhalation. Achtung: Nicht für Babys, Kleinkinder und Schwangere geeignet!

Cajeput / Melaleuca Leucadendron 
Ein bewährtes Erkältungsöl, auch für Kinder. Wirkt stark antiviral durch seine spezielle Kombination der Inhalts Stoffe. Hilft auch gut bei Nasennebenhöhlenproblemen, kann zur Raumdesinfektion und auch als Gurgelmittel eingesetzt werden. Nicht im ersten Schwangerschaftstrimester anwenden und nicht für Babys!

Rosmarin Cineol / Rosmarinus officinalis L. CT 1.8-Cineol 
Ein sehr stark anregendes Öl – Achtung bei Bluthochdruck! – das hautreizend wirken kann. Traditionell wurde er zum Ausräuchern und Desinfizieren bei Pestepedemien eingesezt. Achtung: Nicht für Babys, Kleinkinder und Schwangere geeignet!

Eukalyptus / Eukalyptus radiata 
Nicht zu verwechseln mit dem Eukalyptus globulus! Beide Öle sind ähnlich, was ihren Gehalt von 1,8-Cineol und damit ihre antivirale Wirkung betrifft, E. globulus enthält jedoch ein Monoterpenketon, das bei Babys und Kleinkindern Glottiskrampf und damit Ersticken auslösen kann. E. radiata enthält diesen Inhaltsstoff nicht, sollte bei Kindern aber auch nur vorsichtig dosiert werden.

Lorbeer / Lauris nobilis 
Stärkende Wirkung auf Haut und Schleimhaut, zugleich ein guter Keimkiller wegen seines hohen Gehaltes an 1,8-Cineol. Bei Erkältungen wirkt es schleimlösend und erleichtert das Abhusten. Nicht bei Schwangeren, Säuglingen und Kleinkindern anwenden.

Detaillierte Monographien von ätherischen Ölen finden Sie im Internet zum Beispiel auf der Seite von Satureja, Peter Baumann oder von Eliane Zimmermann.

Im 2. Teil gibt’s dann noch weitere Empfehlungen, ebenso Tipps zum Kauf, zur Anwendung & Rezepte.

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