Beruhigende Berührung

Manchmal werde ich von Klienten gefragt, ob es spezielle Berührungen gibt, die sie anwenden können, um liebe Menschen zu beruhigen – die demente Mutter, das ängstliche Kind, den gestressten Partner. Grundsätzlich wirkt jede Berührung, die dem Anderen Halt und Sicherheit vermittelt, beruhigend, aber natürlich gibt es Körperzonen, die besonders gut auf Berührung reagieren.

Etwa unsere Hände. Mit ihnen treten wir mit der Welt in haptischen Kontakt, mit ihnen be-greifen wir die Welt. Auch sind sie ein Körperbereich, der immer und jederzeit erreichbar ist und dessen Berührung vermutlich am wenigsten als „bedrohlich“ erlebt wird. Eine Hand kann man einfach nur halten und dabei umschließen als wäre man der schützende Mantel. Man kann sie sanft streichen – vom Körper zu den Fingerspitzen hin, man kann den Handteller zwischen den eigenen Händen öffnen wie man eine Blüte öffnet. Denn durch alles, was geöffnet ist, kann das Leben besser fließen.

Weite besitzt alle Möglichkeiten, Enge nicht.

Betrachten Sie die Hand des Anderen mit demselben Interesse und derselben Zuneigung wie Sie eine unbekannte Landschaft betrachten und nehmen Sie wahr, was Sie bei der Begegnung entdecken. Wo spüren Sie Wärme, wo Kühle, Härte und Weichheit, Elastizität und Starre?
Allein diese wertschätzende Aufmerksamkeit signalisiert dem Anderen bereits „ich nehme Dich wahr wie Du bist“, und dieses Signal kann in unserem Umgang schon ein kleines Alltagswunder bewirken.

Hände drücken auch oft innere Spannung aus. Jemand zupft an den Nagelhäutchen oder bewegt zappelig seine Finger. Durch mit-fühlendes Halten, kann der Andere zur Ruhe kommen. Denn ist ein Teil des Körpers entspannt, ist es automatisch auch der restliche Körper, und auch der Geist kommt zur Ruhe. Probieren Sie es an sich selbst aus.

Sind Ihre Hände wirklich entspannt, können Sie nicht nervös bleiben.

Ebenso wenig wie sie Zorn empfinden können, wenn Sie ein echtes Lächeln tragen. Körper und Geist sind eine Einheit und durch das Beruhigen des Körpers wird auch der Geist ruhig.
Und noch ein Gedanke – beruhigen Sie den Anderen, kommen auch Sie selbst zur Ruhe. Nehmen Sie die Hand des Anderen und lassen Sie sie in Ihrer eigenen zur Ruhe kommen, und auch Sie werden neben dem Gefühl des Verbunden-Seins angenehme Entspannung spüren.

 

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