
13 Apr. Begegnungen und Verbindungen, Zufälle und Fügungen
Unser Leben ist wie ein feingewebter Stoff. Wir fühlen uns oft nur als einzelner Faden. Das ganze Muster bleibt uns verborgen, aber doch ist es da.
In diesen Tagen bin ich mit meinen Gedanken und meinem Herzen viel bei der Gemeinschaft vom Haus der Stille. Und die Gemeinschaft wiederum hält Kontakt zu ihren Gästen und WegbegleiterInnen über Impulse und Fotos auf der Homepage bzw. Facebook. So werden auch Fotos von der Osternachtsfeier gepostet und zahlreiche Gäste bedanken sich dafür. So auch eine Frau, die dazu passend mit einem Emmaus Bild antwortet.
Ich habe dieses Gemälde noch nie gesehen, aber verliebe mich spontan in das Motiv. Zwei Gestalten auf dem Weg in eine ungewisse Ferne und neben ihnen eine dritte Gestalt, zart und fluide, die sie begleitet. In Größe und Körperhaltung ist sie den beiden anderen so ähnlich, dass sie wie drei vertraute Freunde wirken, die schon ein langes Stück Lebensweg miteinander gegangen sind. Und auch wenn der Dritte im Bunde nicht (mehr) dieselbe irdische Form hat wie die beiden anderen, ist er doch nah bei ihnen.
Ein wunderschönes, tröstliches Emmaus Motiv. Ich google das Bild und finde heraus, dass es von einer deutsch-amerikanischen Malerin namens Janet Brooks-Gerloff stammt, die in Aachen gelebt hat und 2008 im Alter von nur 62 Jahren verstorben ist. Sie malte das Bild für die Benediktinerabtei Kornelimünster. Dort hängt es bei der sogenannten „Statio“, dem Platz an dem sich die Mönche sammeln, bevor sie gemeinsam zur Messe in die Klosterkirche gehen.
Dieses Motiv zufällig gefunden zu haben, ist wie ein Ostergeschenk für mich.
Und das Geschenk wird noch größer.
In den letzten Wochen habe ich an einer virtuellen Fastenzeit-Challenge teilgenommen, über die ich zufällig bei einer Recherche im Internet gestolpert bin. Initiiert wurde sie von einem Pastoralreferenten aus Nordrhein-Westfalen, und ursprünglich ging es darum, Wege zu finden, 40 Tage lang auf das Jammern zu verzichten. Aber bedingt durch die Wendung, die unser aller Leben durch CoV genommen hat, hat sich die Challenge vom Anti-Jammer-Impuls immer mehr zum Ermutigungs-Impuls gewandelt, und die virtuelle Verbindung (auch in meine alte Heimat) ist mir ans Herz gewachsen.
Am Nachmittag schreibe ich dem Pastoralreferenten ein abschließendes Mail und bedanke mich bei ihm für seine Gedankenanstöße und virtuelle Begleitung. Als Dankeschön sende ich das Emmaus Bild mit. Kurze Zeit später erhalte ich seine Antwort: dass er das Bild kennt, denn es hänge in der Abtei Kornelimünster und diese sei nur einen halben Kilometer von seinem Zuhause entfernt! Ich bin sprachlos. Wenige Stunde vorher hat das Emmaus Bild über jemanden aus Graz und das steirische Haus der Stille zu mir gefunden und ich habe es tausend Kilometer weiter begleitet zu jemandem, der an seinem Ursprungsort lebt.
Wie Fäden sind wir alle miteinander verbunden.
Alles ist zusammengefügt, ist Fügung.
Es gibt wohl auch keine Zufälle, uns fallen die Dinge zu, die zu uns sollen.
Und manchmal fallen sie auch runter, denn der Ostersonntag hält noch eine Überraschung für mich bereit. Für mein Ein-Personen-Osterfrühstück habe ich zwar alles besorgt, was es braucht, um so etwas wie Osterfeeling aufkommen zu lassen, soll heißen Schokoladenhasen, Kuchen, Osterstriezel, Schinken…alles ist da …. nur keine bunten Ostereier. Nicht mal eines. Die habe ich schlichtweg vergessen. Ist in Ordnung, dieses Ostern ist eh seltsam genug. Also keine bunten Eier. Da läutet es an meiner Tür und meine Nachbarin steht vor mir. Mit Schokolade und…. einem roten Ei!! Was für eine Freude! Möglichst distanziert überreicht sie es mir und ich… lasse es prompt fallen. Na gut, habe ich also fünf Minuten lang auch ein buntes Osterei gehabt.
Und da soll noch jemand sagen, das Leben sei nicht gut und voller Wunder!
Auch wenn uns durch Corona manche Türen verschlossen wurden, viele andere sind unverändert geöffnet oder tun sich sogar neu auf.
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