Auf dem Weg

Am 2. Dezember 2009 habe ich meine Ausbildung zur Shiatsu Praktikerin mit meiner Diplomprüfung abgeschlossen, und drei Jahre zuvor hatte ich überhaupt erst begonnen, Shiatsu zu lernen. Daher gönne ich mir jetzt eine Portion Sentimentalität und ein Quäntchen Stolz beim Rückblick auf diese Jahre.

Da war ich als Shiatsu-Anfängerin, ein starker Kopfmensch, von Logik und Analytik dominiert, und nun sollte ich auf einmal Feines, Feinstoffliches spüren und meinem Gespür aus dem Bauch heraus vertrauen. Am Anfang eine fast unlösbare Aufgabe für mich.

Ich weiß noch, wie ich zu Beginn meine Daumen lehrbuchmäßig auf einem Meridian platzierte (natürlich brav genau dort, wo er ebenfalls laut Lehrbuch verlaufen sollte) und innerlich verzweifelt murmelte: „Gustav Eins an Gustav Zwei bitte kommen!“ …. Aber Gustav Zwei antwortete monatelang nicht. (Einziger Trost war mir der Satz von Saul Goodman, einem der Großen im Shiatsubusiness, den meine Lehrerin immer zitierte:

„If you don’t feel it, fake it. And after a while you will start feeling it.“

Ich erinnere mich auch, wie ich das erste Mal die Energie eines anderen Menschen unter meinen Daumen spürte und in meinem Kopf zwei Stimmen loszeterten:

„Ha! Da! Ich hab etwas gespürt!!!“
„Blödsinn. Da war nix.“
„Doch doch doch. Da war was!“
„Ach was. Du hast ein Blutgefäß ertastet. Das war der Puls.“
„Nei-hein. Das war ganz zart.“
„Na wenn es ganz zart war, wie willst Du es dann gespürt haben!?“

Und irgendwann wurde die erste Stimme immer zuversichtlicher und die zweite Stimme immer leiser. Heute ist sie noch da, wenn ich sie brauche, das Gefühl habe, das, was ich da spüre, besser doch nochmals zu hinterfragen. So wie jemand, den man um eine Zweitmeinung bitten kann, wenn man sie braucht.

Im zweiten Jahr meiner Ausbildung machte ich ein Seminar, an dessen Ende ich aufgefordert wurde, einen Brief an mich zu schreiben, in dem ich mir selbst Feedback gebe. Ich schrieb damals: „Und vergiss vor allem nicht: Such nicht nach Deinem Weg, sondern geh einfach weiter – der Weg schiebt sich Dir unter die Füße!!!!“

Das habe ich gemacht (auch wenn ich dabei dennoch gezweifelt habe), und der Weg bis heute war (und ist) oft steinig, hart und steil, aber belohnt mich immer wieder durch Begegnungen mit LieblingsklientInnen, Erfahrungen und auch mir selbst. Wofür ich von ganzem Herzen dankbar bin.

 

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